Hypnose & Gehirnwellen: Was in Trance wirklich passiert

Hypnose & Gehirnwellen: Was in Trance wirklich passiert
Ansicht eines EEG mit den Hypnose-Gehrinwellen:
Alpha
Beta
Theta
Gamma
Delta
SMR

Viele sprechen über Hypnose – wenige zeigen, was dabei neurophysiologisch geschieht. In meiner Ausbildung und Praxis in Tegernsee arbeiten wir mit klaren Zustandszielen: Vor, während und nach der Trance wird sichtbar, wie sich Gehirnwellen ordnen. Das ist keine Zauberei, sondern geübte Aufmerksamkeitslenkung in günstige Muster: weniger Übersteuerung, mehr innere Ruhe, ein geöffnetes Fenster für tiefere Verarbeitung.

Gehirnwellen kurz erklärt

Gehirnwellen sind Messspuren kollektiver Aktivität in Netzwerken. Es geht nicht um starre „Frequenzrezepte“, sondern um Muster, Stabilität und Kohärenz. In einer gut geführten Trance stabilisiert sich Alpha (ruhige Wachheit), SMR liefert körperliche Ruhe bei geistiger Präsenz, und Theta öffnet zeitweise ein Arbeitsfenster für Imagination und Umlernen. Das Zusammenspiel zählt.

Übersicht der Bänder

BandFrequenz (Hz)Woran du es erkennst (erlebte Qualität)Wofür nützlich
Delta0,5–4Schwer, schlafnah, körperliche TiefenruheErholung, Schmerzdämpfung (nicht primäres Hypnoseziel)
Theta4–8Innenfokus, Bilder, autobiografische ErinnerungImagination, Reconsolidation, „inneres Arbeiten“
Alpha8–12Ruhige Wachheit, Reizfilter, gelassene PräsenzStabilisierung der Trance, Entspannung ohne Wegtreten
SMR12–15Körper ruhig, Kopf klarSchlafqualität, Impulskontrolle, fokussierte Gelassenheit
Beta15–30Analytik, Planen – bei Übermaß „Kopfdruck“Alltagsdenken; in Trance eher dämpfen (bei Übersteuerung)
Gamma30–80+Verbinden, „Aha“, IntegrationKurze Integrationsmomente, kein Dauerzustand

Kernidee: Hypnose heißt nicht „nur Theta“. Hypnose bedeutet Alpha/SMR als stabile Grundlage plus dosierte Theta-Fenster für innere Arbeit – bei gleichzeitiger Entlastung überdrehten Betas.

So entsteht Trance (State-Engineering statt Zufall)

Trance ist ein geplanter Zustand: Atemführung (längerer Ausatem), ruhiger Blick, klare Körperachse, passende Erwartungen. Damit sinkt die Beta-Übersteuerung, Alpha ordnet sich, SMR gibt dem Körper Ruhe. Erst dann öffnen wir Theta für die eigentliche Arbeit: innere Bilder, Körperempfindungen, Bedeutungsverschiebungen, neue Handlungspfade.

Kurz: Erst stabilisieren, dann vertiefen. So bleibt Trance wach, sicher und wirksam.

EEG vor / während / nach – Beispiel aus der Praxis

Im Rahmen einer Selbsthypnose-Session haben wir ein mobiles EEG mitlaufen lassen. Drei Phasen über gut drei Minuten:

Grafik 1: Theta-Verlauf (4–8 Hz)

Ansicht eines EEG mit den Hypnose-Gehrinwellen:
Theta


Legende: Zu Beginn moderate Aktivität; in der Arbeitsphase klare Ausschläge (Innenfokus, Bildhaftigkeit); zum Ende hin geordnetes Abklingen, kein „Absturz“. Das spricht für tiefe, aber kontrollierte Verarbeitung.

Grafik 2: Alpha-Stabilisierung (8–12 Hz)

Ansicht eines EEG mit den Hypnose-Gehrinwellen:
Alpha


Legende: Anfangs schwankend; in der Trancephase gleichmäßiger, ruhiger; nach der Rückkehr bleibt Alpha geordnet. Das bildet die erlebte Ruhe ab: präsent, aber nicht benommen.

Wichtiger Hinweis: Wir achten auf Artefakte (Blinzeln, Kieferspannung) und beziehen sie in die Auswertung ein. Entscheidend ist die Entwicklung über die Zeit – nicht einzelne Spitzen.

Anwendungsfelder – und welche Muster wir nutzen

Schlaf & Runterschalten

Ziel: leichter einschlafen, tiefer durchschlafen.
Muster: SMR/Alpha stabil, hochfrequentes Beta sinkt. Der Körper kommt „aus dem Tritteln“, der Kopf bleibt klar.

Fokus & Lernen

Ziel: längere, störungsarme Arbeitsblöcke; besserer Abruf.
Muster: Alpha als Reizfilter, Low-Beta geordnet; Theta dosiert für lebendige Verknüpfung.

Stress & innere Unruhe

Ziel: weniger Alarm im Körper, mehr Handlungsfreiheit.
Muster: Alpha/SMR rauf, Beta-Druck runter; der Organismus wechselt aus Verteidigung in Gestaltung.

Gewohnheiten & Impulskontrolle

Ziel: Abstand zu Triggern, neue Loops aufbauen.
Muster: Stabilität in Alpha/SMR, Theta-Fenster zur Bedeutungsarbeit (Reconsolidation).

Schmerzregulation

Ziel: Wahrnehmung ordnen, Belastung senken.
Muster: Alpha/Theta für Distanzierung und Reframing, ohne die Verbindung zum Körper zu verlieren.

Häufige Fragen

Bin ich in Hypnose wach oder schlafend?
Du bist wach – nur anders fokussiert. Der Reizfilter arbeitet, die Aufmerksamkeit richtet sich nach innen. Du behältst jederzeit Steuerung und Erinnerung.

Braucht man eine bestimmte „Frequenz“, damit Hypnose wirkt?
Nein. Menschen sind unterschiedlich. Wir arbeiten mit Muster-Stabilität (Alpha/SMR) und passenden Theta-Fenstern, nicht mit starren Zahlen.

Wie schnell verändert sich mein EEG?
Oft bereits in der ersten Sitzung sichtbar: weniger Unruhe im Muster, mehr Ordnung. Entscheidend ist die Übertragbarkeit in den Alltag – deshalb erhältst du kurze Übungen für zuhause.

Woran merke ich die Wirkung außerhalb der Sitzung?
Du triffst Entscheidungen ruhiger, schläfst leichter ein, arbeitest länger störungsarm, reagierst seltener automatisiert. Kurz: mehr Raum zwischen Reiz und Reaktion

Wenn du erleben möchtest, wie sich dein Gehirn in Hypnose ordnet, und wie gut es sich anfühlt, wenn innere Arbeit greifbar wird, dann vereinbaren wir ein erstes Gespräch. Wir klären dein Ziel, zeigen dir deinen Zustand – und üben so, dass du ihn selbst herstellen kannst. Seriös, klar, menschlich.

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